Flugsaurier

Die ersten Tiere, die aus eigener Kraft fliegen konnten, waren die Insekten – geflügelte Schaben und Libellen mit bis zu 80 cm Spannweite. Sie lebten vor 300 Millionen Jahren in der Karbonzeit.
 
Erst 100 Millionen Jahre später, in der Triaszeit, haben die Flugsaurier, als warmblütige, geflügelte Reptilien den Luftraum als Lebensraum erobert. Sie waren die ersten fliegenden Wirbeltiere.
Flugsaurier Modell Naturkundemuseum Stuttgart.
Vor 135 Millionen Jahren gelang den Reptilien mit gefiederten Dinosauriern, die wir heute Vögel nennen, ein zweiter Anlauf.
 
Der Urvogel Archaeopteryx aus den oberjurassischen Solnhofener Plattenkalken gilt als Zwischenglied in dieser Entwicklung. Er weist Merkmale von Reptilien und Vögeln auf.
 
Bis zum Ende der Kreidezeit existierten Vögel und Flugsaurier nebeneinander her, wobei die Flugsaurier die Oberhand behielten. Die Vorteile von Federn gegenüber der Flughaut sollten sich erst am Ende der Kreidezeit erweisen:
Flugsaurier Präparation Urweltmuseum Hauff Holzmaden
Federn sind nicht nur unverwüstlich und wachsen leicht nach, sie isolieren auch gegen Kälte. Zwar hatten Flugsaurier – zumindest einige – eine Art Körperbehaarung aus umgewandelten Reptilienschuppen, doch blieben die riesigen Flughäute kahl. Damit waren die Flugsaurier, im Vergleich zu den Vögeln, trotz ihrer Warmblütigkeit auf ein warmes Klima angewiesen.
 
Die Flughaut der Flugsaurier war zwischen dem verlängerten vierten Finger und den Körperflanken aufgespannt, während die ersten drei Finger bekrallt blieben und der vierbeinigen Fortbewegung dienten. Der fünfte (der kleine) Finger fehlt den Flugsauriern. Die Flügelknochen waren in der Regel hohl und sehr dünnwandig um Körpergewicht zu sparen.
 
Wenige Jahrmillionen nach dem Aussterben der Flugsaurier vor 65 Millionen Jahren haben die entwicklungsgeschichtlich jüngsten Flieger unter den Wirbeltieren, die Fledermäuse, als Säugetiere die Flughaut wiederentdeckt.
 
In den Posidonienschiefern des unteren Juras von Holzmaden wurden Flugsaurier nur sehr selten gefunden. Es waren noch recht altertümliche Formen, die sich durch einen langen Schwanz auszeichneten.
 
Man unterscheidet die Gattungen Dorygnathus und Campylognathoides.

Dorygnathus

Dorygnathus kann eine Flügelspannweite von maximal 150 cm erreichen. Die Flugfinger und somit die Flügel waren vergleichsweise kurz. Eine Besonderheit war die fünfte Zehe am Fuß. Sie war sehr lang und seitlich abgewinkelt. Wahrscheinlich stützte sie eine Schwimmhaut. Das fangkorbartige Gebiss war zur Jagd kleiner Fische geeignet. Es ist anzunehmen, dass Dorygnathus, wie die heutigen Möwen, weit auf das offene Meer hinausflog, um Beute zu machen. Bemerkenswert ist, dass die Skelette, die man findet, unterschiedliche Größen haben.
 
Anders als Vögel, die erst flügge werden, wenn sie die Körpergröße ihrer Eltern erreicht haben, konnten halbwüchsige Flugsaurier bereits fliegen.
Dorygnathus originalgetreue Kopie Urweltmuseum Bodman · Original im Evolutionsmuseum Uppsala, Schweden, präpariert von B. Hauff sen. 1923 · Das Reusengebiss eignete sich zum Fischfang auf dem offenen Meer.

Campylognathoides

Aus den Schiefern von Holzmaden sind zwei Arten von Campylognathoides bekannt:
 
Campylognathoides liasicus mit einer Flügelspannweite von weniger als 100 cm und Campylognathoides zitteli mit über 200 cm. Man vermutet, dass sie mit ihren großen Augen einen scharfen Sehsinn besaßen und nachtaktiv waren.
 
Ihr Lebensraum waren vermutlich die küstennahen Wälder, in denen sie nach Insekten jagten.
Campylognathus, Original, Carnegie Museum Pittsbourgh in Pennsylvania, U.S.A. präpariert von Bernhard Hauff sen. 1897 Die kleinen Zähne eigneten sich zum Fang von Insekten am Strand

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